Foto: © Busy Shutters

Die unsichtbare Welt unter unserer Stadt: Ein Ausflug in die Kanalisation

Wohin fließt das Wasser, nachdem wir den Abwasch gemacht oder die WC-Spültaste gedrückt haben? Die Antwort liegt unter unserer Stadt, in einem komplexen Labyrinth aus Rohren, Schächten und Technik. Begleiten Sie uns mit Ing. Manfred Holzgethan von der WNSKS auf einen kleinen Ausflug in die Kanalisation.


Die Kanalisation ist das stille Herz unserer Stadt. Sie pumpt und arbeitet an jedem Tag im Jahr, zuverlässig zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wenig beachtet, aber maßgeblich verantwortlich für unsere Lebensqualität. In der Stadionstraße steigen wir mit Manfred Holzgethan, Betriebsleiter der Abwasserbeseitigung der Wiener Neustädter Stadtwerke und Kommunal Service GmbH (WNSKS), hinab, in die verborgene Welt.

Unten angekommen, erklärt er: „In Wiener Neustadt haben wir zu 70 Prozent einen sogenannten Mischwasserkanal. Das heißt ein gemeinsames Kanalsystem für Schmutz- und Regenwasser, das zusammen abgeleitet und zur Kläranlage transportiert wird. Die übrigen 30 Prozent sind Schmutzwasserkanal.” Das System umfasst im gesamten Stadtgebiet 4 Regenrückhaltebecken und 20 Schmutzwasserpumpwerke. „Weil es bei uns kein natürliches Gefälle gibt, brauchen wir Pumpwerke, um das Schmutzwasser abführen zu können”, so Manfred Holzgethan. Zusätzlich gibt es 4 Regenwasserpumpwerke, die das Wasser aus den Unterführungen (zum Beispiel in der Neunkirchner Straße) kontrolliert abführen und so die Verkehrssicherheit auch bei Starkregen gewährleisten.

Unter der Stadionstraße: Der „Schmutzwasserbach” und das größte Regenrückhaltebecken der Stadt (rechts) mit einem Fassungsvermögen von 12,5 Millionen Litern. (Fotos: Busy Shutters)

275 Kilometer Leitungen verlaufen unterirdisch – rund 205 Liter fließen pro Sekunde zur Kläranlage. Im Jahr 2024 waren es insgesamt knapp 6,5 Milliarden Liter – mit dieser Menge könnte man 2.600 olympische Schwimmbecken füllen.

Die maschinellen Anlagen sind allesamt fernüberwacht und jede Störung wird in der Folgeminute gemeldet. Im Bedarfsfall ist die Rufbereitschaft (365 Tage durchgehend!) in kurzer Zeit vor Ort und behebt den Mangel. Die Anlagen sind sogar blackoutsicher ausgerüstet und eine Versorgung mittels mobiler Stromaggregate gewährleistet ein funktionierendes Kanalsystem sogar bei Stromausfällen. 24 Mitarbeiter kümmern sich um das stille Herz unserer Stadt, 19 davon im „Außendienst”.

„Der Kanal ist eine eigene Welt. Die Dunkelheit, die Geräusche und es ist auch nicht ungefährlich, hier zu arbeiten. Die Zustiege sind teils sehr hoch und bei Starkregen steigt das Wasser minütlich rasend schnell an. Die Mitarbeiter müssen auch immer Gaswarngeräte bei sich haben und bei zu hoher Belastung sofort raus”, erklärt Manfred Holzgethan. Und: „Wegen der hohen Sicherheitsanforderungen legen wir uns hier selbst die höchsten Sicherheitsstandards auf. Zum Schutz unserer Mitarbeiter stellen wir die modernsten Schutzausrüstungen und Sicherheitseinrichtungen zur Verfügung.”

Manfred Holzgethan und Kanalmeister Gerhard Kabelik (li.) beim Kontrollkasten an der Oberfläche: In der Kanalisation steckt viel Technik und Elektronik. (Fotos: Busy Shutters)

Zahlen und Fakten aus unserer Kanalisation:

  • 14.000 Anschlussleitungen derzeit
  • 15.000 Schachtdeckel
  • 9.300 Regengitter und 730 Froschmauleinläufe
  • 219.000 Meter Hauptleitungen und 56.000 Meter Hausanschluss- bzw. Straßeneinlaufleitungen
  • Die ersten Unterlagen mit Plänen gibt es aus den Jahren 1918 und 1927. Mit Leitungsaufnahmen wurde 1950 begonnen und die ersten wasserrechtlichen Unterlagen wurden 1980 gemacht.
  • Ab 2015 digitale Erfassung des gesamten Leitungssystems als geografische Information
  • Ab 2022 wurde aus dem geografischen System (statische Lagedarstellung) ein vollwertiges Leitungsinformationssystem. Einzelne Leitungen wurden mit Attributen versehen (Bescheidzahl, Datum der Errichtung, Wartungsintervalle, Zustandsbewertung) – relevante Informationen können jetzt auf kürzestem Wege eingespielt und geändert werden.
  • Die Zukunft: Innerhalb dieses Systems eine automatisierte Arbeitsplanung und Aufgabenzuteilung an die einzelnen Arbeitspartien – um Abläufe und Verwaltung zu vereinfachen.

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