Foto: © Busy Shutters

Besuch bei Leo Löw (103) im neuen Stadtheim: „Das Leben ist etwas Wunderbares!”

Leo Löw wurde 1922 in Wiener Neustadt geboren. Er erlebte den Krieg, machte Karriere im Ausland und kehrte schließlich wieder in die Heimat zurück. Erst vor ein paar Monaten ist er ins Stadtheim gezogen und sagt „ich bin selbst überrascht, wie schön es hier ist.” Ein Gespräch, mit einem der ältesten Bewohner unserer Stadt.

Wenn Leo Löw im Stadtheim den Gang entlang spaziert, kann man kaum glauben, dass er schon 103 Jahre alt ist. Und wenn man mit ihm spricht, noch viel weniger. Sein fröhliches Gemüt, sein reger Geist und eine gute Portion Optimismus und Humor haben ihn durch ein langes Leben getragen – und tun es noch. „Das Leben gibt einem gewisse Dinge vor, aber man muss selbst schauen, immer das Beste herauszuholen”, sagt Leo Löw. „Die Zeiten ändern sich und man muss halt mit der Zeit gehen.”


Erst im April ist Leo Löw im neuen Stadtheim eingezogen, obwohl er sich in seiner Wohnung in der Bahngasse sehr wohl gefühlt hatte: „In der Innenstadt lebt es sich gut, weil man alles zu Fuß erreichen kann, Ärzte, Lokale und Geschäfte.” Jetzt ist er trotzdem froh, dass er übersiedelt ist. „Ich bin selbst überrascht, wie schön es hier ist. Das hätte ich mir nie gedacht.” In seinem Zimmer hat er sich gemütlich eingerichtet – samt seinem Computer und Internet versteht sich. Leo Löw geht eben mit der Zeit. Seine beiden Söhne (72 und 63) und die beiden Enkelkinder (28 und 25) wohnen weit weg, aber selbst das ist kein Problem: „Zu Weihnachten bin ich zuerst in Salzburg und dann fliege ich weiter nach Riga. Ich habe leider noch nirgends ein Geschäft gefunden, wo man sich Jugend kaufen kann. Also muss ich mich anpassen”, lacht er.


Willkommene Abwechslung im Heimalltag bieten gemeinsame Aktivitäten mit dem Ungarviertel-Kindergarten, der im Zuge des Neubaus im „Haus der Barmherzigkeit“ integriert wurde. An den Treffen der Senioren mit den Kindern nimmt Leo Löw regelmäßig und gerne teil. Und auch nebenan, rund um die generalsanierte und neu eröffnete Rudolf Scheicher-Volksschule, tut sich mit den vielen Kindern immer etwas. In sein Lieblingslokal, das Fliegerstüberl, fährt er übrigens mit dem Elektroroller, um Freunde zu treffen.

Leo Löw wurde am 08.06.1922 in Wiener Neustadt geboren. Im selben Jahr ging auch der erste haushaltstaugliche Kühlschrank in Produktion und der elektrische Mixer wurde erfunden. Bürgermeister von Wiener Neustadt war damals Anton Ofenböck von der SDAP. „Das Leben damals kann sich heute keiner mehr vorstellen”, sagt er. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in der Raugasse und in der Josefstadt. Besonders prägend war für ihn die Kindheit inmitten schwelender politischer Konflikte und Konfrontationen. Später musste er selbst in den Krieg ziehen und wurde 1941 in seinem Flugzeug abgeschossen und schwer verletzt. Nachdem er dann fluguntauglich war, diente er bis Kriegsende 1945 bei den Fallschirmspringern. Nach dem Krieg war er Betriebsleiter in einer Wäscherei, bevor es ihn dann 1962 ins Ausland, nach Pakistan, Nigeria und Deutschland verschlug. 1986 kehrte er nach Wiener Neustadt zurück. „Ich mag die Offenheit der Menschen hier und es ist meine Heimat”, sagt Leo Löw über die Entscheidung. In der Badener Siedlung baute er ein Haus für die Familie. „Ich habe furchtbare Dinge erlebt. Aber ich habe auch viele wunderschöne Erinnerungen. Das Leben ist etwas Wunderbares, man muss nur ein bissl etwas daraus machen.”

Was möchte Leo Löw jungen Menschen mit auf den Weg geben? „Das, was ich meinen Enkeln immer gesagt habe. In der Welt umschauen und mit Augen und Ohren stehlen.”

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